Kleine Geschichten über kleine Diebe mit Taschen - Jy'Ger - (42/60)
Langsam, irgendwie zäh sickerten die Tropfen zu Boden. Eine leicht glänzende Spur hinter sich herziehend musterten sie Haut und Wams, Leder und Stoff mit schimmernden Streifen, bevor sie zur Erde fielen. Gwill blickte traurig auf die sich bildende Lache. Tränen rannen über seine Wangen. Auch diese hinterließen Spuren – doch waren sie nicht blutig rot wie das hässliche, geronnene Ornament auf dem Leib seines Vaters. Der junge Gnom sackte auf die Knie, seine grobe Hand fuhr zaghaft über die wulstige Stirn des Toten. Die Kapuze war verrutscht, entblößte obszön den haarlosen Schädel des alten Gnoms. Gwill rückte sie zurecht. Sein Vater hätte sich dieser Blöße geschämt. Die Tradition der Bedeckung war ihm stets wichtig. Bis heute – dem Tag, an dem Gwill zum Mann werden sollte. Doch das Ritual war dahin, die Prüfung verloren. Und des Vaters Segen versickerte blutig im Staub. Gwill seufzte. Dann straffte er seine gedrungene Gestalt. Trotzig wischte er die Tränen vom Gesicht. Es war dunkel, doch sein Blick war klar. Er war ein Gnom. Und Gnome überlebten. Sie nahmen, was sie brauchten. Und Gwill nahm sich, was er brauchte. Als er sich umwandte und den Ort des Todes verließ, wogen sein Gürtel und Wams schwer. Und die Beutel seines Vaters waren ihm Last und Segen zugleich. Er war ein Gnom… |
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Einsendung von: Jy'Ger | |
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