Kleine Geschichten über kleine Diebe mit Taschen - Antarion - (37/60)
Krachend stürtzte Gnur den kleinen Hang hinunter, den er versuchte zu erklimmen. Der Regen hatte schon vor vielen Stunden aufgehört aber die schwühle Wärme der wolkenverhangenen Sommernacht vermochte nicht den feuchten Boden zu trocknen. Das kleine Geschöpf erhob sich mit zugekniffenen Augen vom Boden, sich die Glieder reibend um so den Schmerz den die nassen Steine hinterließen zu mindern. Der Dreck auf auf seinen einfachen Kleidern kümmerte Gnur nicht, er blickte erneut den Hang hinauf der sich ihm so trotzig in den Weg stellte. Er ließ ein leises schnauben seinen Nüstern entweichen und begann erneut zu klettern. Der Grund gab hier und da unter seinen Füßen nach, so dass er sich auf allen vieren voran bewegen musste um nicht wieder abzurutschen. Als Gnur endlich erschöpft auf dem Plateau ankam und sich schwer atmend aufrichtete, brach langsam der Mond durch die Wolken. Mitten auf der Ebene leuchteten die Feuer des kleinen Dorfes. Doch war es nicht das Licht was Gnur lockte, sondern der Duft. Verfürerischer Duft der reifen Früchte in den Scheunen und Lagern. Die kleine graue Kreatur richtete sich auf und hielt die Nüstern in den Wind. Ja es war kein Irrtum, er würde für seinen mühseligen Aufstieg belohnt werden. Fast wie von selbts trugen ihn seine kurzen Beine leise an den Zaun des kleinen Dorfes, erst die Stimmen zweier Blasshäuter ließen ihn anhalten und sich flach zur Boden drücken. Dort an einem langsam sterbenden Feuer saßen zwei, für Gnur, große Gestallten und unterhielten sich ihn ihrer fremden Sprache. Gnur verstand kein Wort, nur an hand der Tonlage vermochte er abschätzen ob diese Gestallten erboßt oder friedvoll waren. Der Gestank von Alkohol, dem eckelhaftem Zeug welches diese Wesen tranken, ging von den beiden aus. Gnur verzog sein Gesicht und began langsam im Graß, welches den Blasshäutern kaum bis zu den Knien reichte, voran zu kriechen. Naß bis auf die Haut kam er bei der alten Scheune an. Gnur richtete sich auf und blickte zurück, niemand war ihm gefolgt, nur die Geräusche der Tiere in den Ställen und Scheunen waren zu hören. Also schlich Gnur leise und dem Licht fernbleibend zu der Stelle wo er schon vor Wochen sein Loch gegraben hatte um ins Innere der Scheune zu gelangen. Als einige Äste unter seinen Füßen knackten fuhr er zusammen. Nicht war zu hören. Sein kleines Hertz beruhigte sich langsam wieder und er machte einen zögerlichen Schritt, dann noch einen. Wennige Augenblicke später verschwand er in einem Busch und fand sich in der Scheune wieder. Hinter einem Zaun schliefen Schaafe, lautlos und ruhig, sie bemerkten den Eindringling nicht. Gnur schliech sich zu den wohlriechenden Säcken auf der anderen Seite. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, mit Vorfreude auf das bevorstehende Mahl gluchste er leise. Es machte ihm keine Mühe mit seinen kleinen aber scharfen Klauen den Sack aufzuschlitzen. Große, saftige, reife Pflaumen fielen mit dumpfem Klatschen auf den Boden. Gierig stopfte sich Gnur die Früchte in den Mund und die Taschen. In seiner Hast schmieß er eine Harke um die gegen etwas anderes hartes knallte und Funken schlug. Gnur erstarrte vor Schreck, nur der Lärm der aufgeschreckten Schaafe ließ ihn aus seiner Starre erwachen. Er blickte sich hecktisch um, draußen bellte schon der Wachhund. Gnur wusste, dass dieser angekettet war aber die Angst ließ ihn panisch durchs Loch unter der Wand nach draußen kriechen. Im gebüsch hielt er inne. Stimmen wurden laut, das Rasseln der Kette an der der Hund festgebunden war verriet nichts gutes. Gnur zitterte obwohl die Nacht schwühl war und fast kein Wind wehte, er wüsste, dass der Köter ihn gewittert hat. Schritte auf dem matschigen Boden und mit ihnen die Stimmen kamen immer näher. Gnur nahm all seinen Mut zusammen und rannte los. Er musste es nur bis zum Hang und dann in den Wald schaffen. Im wald würden sie ihn nie erwischen, dass war dem kleinen Gnur klar. Unachtsam rannte er direckt zum Hang los. Etwas leuchtendes sauste knapp über seinen Kopf hinweg. Es war ein Holz aus dem Feuer. Gnur hatte die beiden Gestallten am Feuer völlig außer Acht gelassen, diese rannten ihm nun nach und schriehen. Für Gnur waren die Blasshäuer jedoch zu langsam, nein die würden ihn nicht einholen doch etwas ließ ihn immer noch mit aller Kraft voranschnellen. Es war das herannahende Bellen des Hundes. Der Hang kam immer näher, mit einem letzten Kraftackt machte Gnur einen großen Satz nach vorne und verschwand in der Dunkelheit. Einen Augenblick später versank auch der Hund in der Nacht, sein Bellen war noch bis in die Morgendämmerung aus dem Wald zu hören.... |
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Einsendung von: Antarion | |
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